Konzeptrealisierung
Kurzbeschreibung der
Phase
Die Planung tritt nun für eine gewisse Zeit in den Hintergrund, und die
operative Umsetzung genießt die Aufmerksamkeit. Sofern Sie in einem
bestehenden Unternehmen angestellt sind (oder es Ihr eigen nennen können),
verfügen Sie bereits über einen Teil der zur Umsetzung notwendigen
Prozesse und Ressourcen. Sie müssen nun das Team zusammenstellen, die
Partner (Lieferanten, Implementierer und Absatzpartner) gewinnen und eventuelle
Genehmigungen einholen. Bereits frühzeitig sollten Sie alle Formalitäten
erledigen, sowie die vorbereitenden Maßnahmen für den späteren
Vertrieb bzw. das Marketing treffen.
Nun beginnt das Spannungsfeld zwischen Zeit, Qualität und Kosten zu wirken.
In der Regel gibt ein sportlicher (meist viel zu optimistischer) Fahrplan
die Geschwindigkeit vor und alle Teilprozesse werden danach ausgerichtet.
Ziel der Phase
Am Ende dieser Phase steht ein Produkt oder eine Leistung, das bzw. die auf
dem Markt (bei externen Kunden oder auch unternehmensinternen Abnehmern) angeboten
werden muss. Von einem Projekterfolg spricht man, wenn die zu erbringende
Leistung zum Stichtag in der erwarteten Qualität innerhalb der vereinbarten
Kosten zur Verfügung steht.
Arbeitsschritte
Stark vereinfacht ausgedrückt: Jetzt muss nur noch der Plan realisiert
werden. In gewisser Weise mag das richtig sein. Aber trotz bester Planung
gehen leider immer wieder Dinge schief und müssen korrigiert oder angepasst
werden.
Wir unterteilen die Phase ‚Konzeptrealisierung' in drei Subphasen:
- Prototypenbau
- Realisierung der Basisfunktionalitäten
- Veredelung der Arbeitsergebnisse
Zu 1. Prototypenbau:
Sofern dies nicht schon während der Konzeptfindung geschehen ist, empfiehlt
es sich, einen ersten Prototypen zu bauen. Auch wenn man glaubt, diese Kosten
sparen und die Zeit anderweitig besser nutzen zu können, so liefert ein
guter Prototyp doch eine Menge neuer Erkenntnisse und hilft, eventuelle Implementierungsprobleme
frühzeitig zu erkennen. Gerade in der Startphase eines Projektes sind
noch nicht alle Ressourcen sofort sinnvoll und optimal einsetzbar. Nehmen
Sie einen Teil der Mitarbeiter zum Aufbau des eigentlichen Projektes. Den
anderen Teil des zukünftigen Teams lassen Sie mit einfachen Bordmitteln
einen Prototypen bauen. Sie werden überrascht sein, wie schnell dieses
Experimentierteam neue Erkenntnisse erzielt und Erfahrungen sammelt, die für
das spätere Projekt sehr wertvoll sein werden. Zudem sorgen Sie mit dem
Prototypen für das erste konkrete Projektergebnis, das Ihr Team motiviert
und das gleichzeitig als Vorzeigeobjekt für das Management und für
den Kunden dient.
Zu 2. Realisierung
der Basisfunktionalitäten
Leider wird oft den Steckenpferden einiger Techniker zu stark nachgegeben
und das Ziel des Projektes gerät außer Sicht. Man richtet das Augenmerk
auf Nebenfunktionen gerichtet, die nicht zu den Kernbestandteilen gehören
und verschwendet dabei wertvolle Zeit. Verschwendet nicht im Sinne des Gesamtprojektes,
sondern in Bezug auf den Fahrplan und die Abhängigkeiten zwischen den
Modulen (Teilprojekten oder Bauabschnitten).
Setzen Sie klare Prioritäten und Meilensteine für die Basisfunktionalitäten.
Legen Sie für diese Bauabschnitte interne Abnahmetermine fest, um den
Stand der Entwicklung in Augenschein zu nehmen. Lassen Sie sich nicht erweichen,
solche internen Abnahmetermine zu verschieben. Ebenso sollten Sie kritisch
mit den Genehmigungsprozeduren und den nach extern vergebenen Arbeiten umgehen.
Akzeptieren Sie keine Aussagen wie: "zu 80% fertig."
Zu 3. Veredelung der
Arbeitsergebnisse
Wenn Sie also nach der 80:20-Regel (oder auch Pareto-Prinzip genannt) vorgegangen
sind, dann haben Sie nach ungefähr 2/3 der Projektzeit ca. 80% der Aufgaben
fertig und können sich nun um die betriebliche Optimierung sowie um die
Nebenfunktionen kümmern. Sie haben die Pflicht konsequent und professionell
absolviert und dürfen nun mit der Kür Pluspunkte sammeln. In vielen
Bereichen spricht man von Penalty-Reward-Faktoren.
Penalty-Faktoren sind
die Eigenschaften oder Leistungen, die bei Nicht-Vorhandensein den Auftraggeber
besonders stark verärgern und die dieser nicht akzeptieren wird. Sehr
oft sind die Kunden bei diesen fehlenden oder nicht eingehaltenen Merkmalen
nicht verhandlungsbereit und drohen mit Minderung oder Wandlung.
Im Konkurrenzkampf soll das Produkt durch die Reward-Faktoren herausstechen
und sich behaupten, obwohl es objektiv gesehen qualitativ nicht hochwertiger
ist als das des Wettbewerbers. Der Kunde wird durch diese Faktoren auf das
Produkt aufmerksam gemacht und honoriert sie durch sein Kaufverhalten
Ein Beispiel zur Veranschaulichung:
Garantiert ein Paketdienst die Zustellung einer Sendung pünktlich um
12 Uhr, dann ist die Abgabe des Paktes beim Empfänger um 10 Uhr ein günstiger
Umstand, für den der Auftraggeber aber keinen Aufpreis wird. Erreicht
die Sendung den Adressaten aber erst um 13 Uhr, dann ist der Inhalt für
eine Veranstaltung um 12.30 Uhr möglicherweise nicht mehr relevant und
der gesamte Vorgang des Versendens wird hinfällig.
Stolperfallen
In der Phase Konzeptrealisierung kommen die Methoden und Instrumente des Projektmanagement
zum Tragen. Denken Sie aber daran, dass Innovationsprojekte hinsichtlich ihrer
Unsicherheit und Neuartigkeit um einiges schwieriger sind.
Verlassen Sie sich nicht auf die pünktliche Zuarbeit von externen Kräften
oder auf zügige Genehmigungsprozesse der Ämter. Pflegen Sie regelmäßig
Kontakt zu den Verwaltungen und fragen Sie nach, ob noch Punkte offen sind
oder ob noch weitere Ämter einbezogen werden müssen..
Bleiben Sie aktiv dran. Ein Profi lässt sich von der Bürokratie
weder irritieren noch von seinem Vorhaben abhalten.
Falls Ihr Projekt tatsächlich aus dem Ruder läuft und der Kunde (oder Ihr interner Auftraggeber) Ihnen Ärger bereitet, dann haben Sie den Mut nennen die Situation klar beim Namen. Die größte Angst haben Menschen im Allgemeinen nicht vor der Krise selbst, sondern vor dem Eingeständnis, dass eine solche existiert und man sich mitten in ihr befindet. Wer die Krise aber anerkennt, kann sich gezielt um Lösungen bemühen und die entsprechenden Hilfen herbeiholen.